Kultur ist das Lied, das keiner hört, aber das jeder mitsingt. Prägen Sie Ihre Unternehmens- oder Teamkultur!

 

Eine Kultur im Unternehmen oder in einem Team prägen, die auch bei neuen und herausfordernden Rahmenbedingungen, wie zum Beispiel Corona, gerne und wie von alleine von allen gelebt wird. Wie kann das gelingen?

 

Vor einigen Monaten habe ich zwei verschiedene Hotels kennenlernen dürfen, die mir diese Frage beantwortet haben.

 

 

Das erste Hotel hatte am Eingang zur Lobby ein großes Hinweisschild „Maske tragen, Abstand halten, Hände desinfizieren“. Beim Einchecken wurde mir dann gesagt, dass ich die Maske nur im Restaurant und am Buffet tragen müsse. Warum dann das Schild am Eingang?

 

Am Eingang des Restaurants war der Desinfektionsspender in der Ecke aufgestellt, so dass er für ankommende Gäste leicht zu übersehen war. Bedient wurde zwar mit Maske; allerdings trugen einige diese am Kinn und die Chefin des Hotels teilweise gar nicht.

 

Ich konnte während meines Aufenthalts in diesem Hotel beobachten, dass viele Gäste keinen Abstand einhielten, die Maske auch nicht immer am Buffet trugen und sich kaum jemand die Hände desinfizierte. Es wurde auch seitens des Hotelpersonals nicht darauf hingewiesen. Da ich mich selbst aber überall an die AHA-Regeln hielt, erntete ich sogar zum Teil Verständnislosigkeit von anderen Gästen.

 

Das andere Hotel bezeichnet sich selbst als „Soulful Hotel“. Auch hier gab es das Hinweisschild mit den AHA-Regeln am Eingang. Die Hotelchefin begrüßte mich mit Maske und übergab mir eine Karte, auf der Bitten zum Verhalten in der Corona-Zeit in allen Bereichen des Hotels formuliert waren, um die eigene Sicherheit und die Sicherheit aller nicht zu gefährden. Diese Bitten wurden mir zudem nochmal mündlich erläutert. Die Hotelchefin schloss dann mit dem Satz „Unsere Gäste sind ganz toll. Sie machen alle mit“.

 

Anschließend zeigte sie mir mein Zimmer. Ich durfte mit dem Fahrstuhl fahren, sie nahm die Treppe. Denn es wurde darum gebeten, dass sich nur Mitglieder eines Hausstandes im Fahrstuhl aufhalten.

 

Was konnte ich in diesem Hotel beobachten? Die Hotelinhaber, das gesamte Team, jeder Gast trug die Maske, desinfizierte sich mehrmals die Hände, alle hielten Abstand. Wenn es irgendwo zu voll war, wartete man selbstverständlich. Es herrschte tatsächlich eine “Soulful-Atmosphäre“ in diesem Hotel. Alle waren freundlich, hatten gute Laune und achteten auf den anderen; selbstverständlich und gerne. Auch die liebevoll dekorierten Bilder, die das Verhalten bezüglich Corona immer wieder ins Gedächtnis riefen und Desinfektionsmittel, welches die Hände nicht austrocknete und noch dazu gut roch, trugen dazu bei.

 

Dieses Hotel hat es geschafft, eine Kultur zu prägen, die auch bei neuen und herausfordernden Rahmenbedingungen wie Corona gerne und wie von alleine gelebt wird. Von allen und das auch in kurzer Zeit.

 

WIE KANN DAS GELINGEN?

 

1.)    Alles nach einem Zweck ausrichten

 

Das zweite Hotel würde ich als Purpose Driven Organization beschreiben. Die Hotelinhaber haben sich einen Zweck gegeben, nämlich „soulful“ zu sein. Das Wohl der Gäste steht im Vordergrund und alle Gäste sollen diese Seele spüren. Alle Entscheidungen in diesem Hotel richten sich darauf aus. Jedes Tun wird überprüft, ob es diesem Zweck dient. Und ändern sich Rahmenbedingungen, wie zum Beispiel durch Corona, bleibt der Fokus darauf gerichtet, dass sich die Gäste so wohl fühlen als würde es die Corona-Pandemie nicht geben.

 

Wie ist es bei Ihnen? Wonach richten Sie alles aus? Fragen Sie sich das als Unternehmer!

 

Stellen Sie sich als Führungskraft für Ihren Verantwortungsbereich die Fragen „Wofür soll mein Bereich stehen und was soll ihn auszeichnen? Was sollen andere über uns sagen? Welcher Begriff oder Slogan würde passen? Was ist unser Purpose, unser Zweck?

 

2.)    Orientierung geben

 

Das zweite Hotel hat allen Gästen Orientierung gegeben, durch die Verschriftlichung von Wünschen zum Verhalten in der Corona Zeit oder freundliche und ansprechende Bilder diesbezüglich aufgestellt, damit jeder seinen eigenen Beitrag dazu leisten konnte für das Wohlfühlen aller.

 

Alle Gäste und das gesamte Hotelteam kennen den Zweck und die Geschichte, die dorthin geführt hat. Denn es wird vom Hotelpersonal gerne erzählt und ist auf der Internetseite beschrieben. Neue Mitarbeiter werden nur eingestellt, wenn sie diesem Zweck ebenfalls folgen wollen und werden dementsprechend auch weitergebildet. Jeder hat in diesem Hotel einen bestimmten Platz, eine bestimmte Rolle und wird dort eingesetzt, wo derjenige den Fähigkeiten entsprechend den größten Beitrag zu diesem Zweck leisten kann.

 

Wie machen Sie es?

 

Sprechen Sie als Geschäftsführer, Vorstand oder Führungskraft über Ihre Vision, den Zweck für das Unternehmen oder den Bereich?

 

Binden Sie alle mit ein. Sorgen Sie dafür, dass alle damit in Verbindung kommen, dass Sie ein gemeinsames Verständnis entwickeln und alle den Zweck auf die eigene Arbeit übersetzen können. Geben Sie einen klaren Rahmen vor, in dem sich alle bewegen können. Übergeben Sie Verantwortungen und schaffen Sie klare Rollen.

 

3.)    Nach dem Zweck leben und Vorbild sein

 

Es reicht nicht, diesen Zweck aufzuschreiben, sich als Unternehmen einen tollen Namen zu geben und gut sichtbar Regeln aufzustellen. Wichtig ist, dass alle danach leben und zwar für alle anderen sichtbar. Wenn die Hotelchefin keine Maske trägt, ist es nicht verwunderlich, wenn die Gäste es auch nicht tun.

 

Haben Sie auch schonmal Ihre Führungskräfte oder sich selbst sagen hören „Ja, wir haben Führungsgrundsätze. Ich muss mal schauen, wo ich sie hingelegt habe“?

 

Haben Sie Unternehmenswerte? Hängen diese eventuell gut sichtbar im Eingangsbereich?

 

Das ist gut! Aber werden diese auch von allen gelebt? Gerne und selbstverständlich gelebt? Von Ihnen vorgeblebt?

 

Wenn Sie Ihre Führungsgrundsätze, Ihre Werte, die Ihrem definierten Zweck dienen, gemeinsam mit Ihren Mitarbeitern erarbeiten, ist das schon der erste Schritt dahin, dass diese nicht nur gehört und verstanden, sondern alle auch damit einverstanden sind. Durch das tägliche Tun werden diese dann viel schneller verinnerlicht und nachhaltig gelebt.

 

4.)    Wertschätzend, auf Augenhöhe agieren und ein Wir-Gefühl entwickeln

 

In dem Soulful-Hotel wurden keine Verbote ausgesprochen, sondern Wünsche positiv formuliert und erklärt. Der Fokus lag darauf, Beziehungen zu den Gästen aufzubauen. Ich hatte als Gast das Gefühl, zu einem großen Team zu gehören, in dem jeder dem anderen vertraut. Und alle hatten gute Laune und strahlten Freundlichkeit aus. Natürlich wollte ich auch „mitmachen“.

 

Zudem wurde in diesem Hotel auch aktiv Feedback eingefordert, um zu lernen und sich verbessern zu können. Entweder zwischendurch seitens des Personals oder anhand ausgelegter Feedback-Karten.

 

Wie wird in Ihrem Unternehmen kommuniziert? Erklären Sie, aus welchem Grund Sie etwas tun? Geben Sie sich gegenseitig wertschätzendes Feedback? Werden Konflikte offen angesprochen?

 

Gibt es Hierarchien oder ein Arbeiten auf Augenhöhe? Bauen Sie Beziehungen auf?

 

Was spielt die größere Rolle? Macht oder Vertrauen?

 

 

 

Die oben beschriebenen Aspekte helfen Ihnen dabei, wirksam zu sein und eine Kultur zu prägen. Eine Kultur, die auch bei sich ändernden oder herausfordernden Rahmenbedingungen oder bei Krisen von allen gelebt wird. 

 

Eine Kultur entsteht nicht auf Knopfdruck. Es ist ganz normal, wenn Sie oder Ihre Mitarbeiter das ein oder andere Mal in die alten, gewohnten Verhaltensweisen zurückfallen, wenn Sie den Zweck des Unternehmens mal kurz aus den Augen verlieren. Sprechen Sie darüber! Geben Sie sich Feedback! Reflektieren Sie sich selbst! Irgendwann läuft es dann von alleine.

 

 

UND ALLE SINGEN DAS LIED MIT, DAS KEINER HÖRT.